Yayla Çorbası
Wir lernen türkisch: Çorbası heißt Suppe, und Yayla bezeichnet eine Hochebene. Yayla Çorbası wäre wörtlich übersetzt also die Hochebenensuppe, doch weil sich das ziemlich umständlich anhört, wird sie meistens zur Almsuppe eingedeutscht. Über die Verbindung Suppe–Hochebene kursieren zwei Geschichten. Die eine erzählt von Bergbauern, die sich die Suppe in ihren einsamen Monaten auf der Alm zubereiten, die andere von südtürkischen Familien, die sie in ihren höher gelegenen Sommerhäusern essen, in denen sie der Hitze entfliehen. Unstrittig ist die erfrischende Wirkung der Yayla Çorbası, die sie besonders (aber nicht nur) für heißere Tage empfiehlt.
Zutaten
Wie immer gibt es zahllose Rezepte, deren kleinsten gemeinsamen Nenner Brühe, Joghurt und getrocknete Minze bilden. Sie werden in meinem Œuvre viele Stellen finden, wo ich – vollkommen zurecht – von getrockneten Kräutern abrate. Bei der Yayla Çorbası muss ich zugeben, dass sich ihr typisches Geschmacksbild mit frischer Minze nicht erreichen lässt. Also nehmen Sie am besten die übliche Trockenminze, die in jedem türkischen Laden angeboten wird (vermutlich handelt es sich um Nanaminze). Joghurt und Minze besorgen die Frische der Suppe, die Brühe den Unterbau. Manche halten die Suppe mit diesen Zutaten bereits für komplett, mir schmeckt eine ebenfalls verbreitete Variante besser, bei der Paprikapulver ganz kurz in Butter angebraten und eingerührt wird.
In den meisten Fällen wird Yayla Çorbası mit einer sättigenden Einlage serviert – normalerweise Reis, mitunter Bulgur. Meinetwegen müsste das nicht sein, weil sich Getreideeinlagen erstens unkontrollierbar vollsaugen und zweitens die Suppe davon nicht unbedingt besser, sondern nur schwerer wird. Falls Sie dringender Sättigung bedürfen, essen Sie lieber etwas Brot zur Begleitung.
- 1 l Rinderbrühe
- 500 g Vollmilchjoghurt (3,5 % Fett)
- 2 EL Mehl
- 2 Eier
- 6 EL getrocknete Minze
- 60 g Butter
- 20 g Paprikapulver, edelsüß
- optional: gegarter Reis oder Bulgur als Einlage
Rinderbrühe erhitzen.
Joghurt mit Mehl und Eiern verrühren. Die Mischung unter ständigem Rühren langsam zum Kochen bringen. Beim Warmwerden wird sie dicker, weil sowohl Mehl als auch Eier ihre Bindewirkung entfalten.
Sobald die Joghurtmischung kocht, nach und nach die heiße Brühe unterrühren. Wenn sie komplett drin ist, sollte die Konsistenz der einer Cremesuppe entsprechen.
Die Hälfte der Minze unterrühren und die Suppe, falls nötig, mit etwas Salz abschmecken.
Kurz vorm Anrichten die Butter erhitzen und die restliche Minze sowie das Paprikapulver kurz in ihr aufschäumen lassen. Buttermischung unter die Suppe rühren, ggf. ein wenig zurückbehalten, um sie dekorativ damit zu beträufeln.
Kontext
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2 Kommentare
Atosh # 1 – 03.11.20, 18:05 Uhr
Auch diese Suppe hat mir sehr gut geschmeckt und Sie haben Recht, es gibt Gerichte, da passt die getrocknete Minze viel besser. Ich finde, dass man nach dem essen so auch den kühlenden Effekt des Menthols merkt, daher wirklich gut geeignet für warme Tage.
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Ralf Schmid # 1.1 – 03.11.20, 21:33 Uhr
Ja, Menthol ist guter Stoff, der in traditionellen mitteleuropäischen Küchen seltsamerweise kaum eine Rolle spielt. Auch die Kühlwirkung des säuerlichen Joghurts drang erst in jüngerer Zeit durch. Vielleicht war es einfach nie heiß genug, aber das ändert sich ja gerade.
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