Cocktailsauce
- EN cocktail sauce
- FR sauce cocktail
- ES salsa cóctel
- IT salsa rosa
Aufstieg und Fall der Cocktailsauce sind aufs Engste mit Krabbencocktail verbunden. Wann dieses Gericht zum ersten Mal zubereitet wurde, ist umstritten, fest steht hingegen, dass ihm die britische Restaurantkritikerin, Autorin und TV-Köchin Fanny Cradock 1967 seinen maßgeblichen Popularitätsschub verlieh und das Ur-Rezept der Cocktailsauce präsentierte. Auch wenn die Kombination zu keinem Zeitpunkt zwingend war, dürften in all den Jahren wahrscheinlich 90 Prozent des weltweiten Cocktailsaucen-Aufkommens über Krabben oder andere Meeresfrüchte gegossen worden sein.
Wurde der Verzehr von Krabbencocktail hierzulande noch in den 1970er-Jahren als Beleg höherer Kultiviertheit anerkannt, erreichte das Gericht bereits zu Beginn des folgenden Jahrzehnts seinen Tiefpunkt, als ihn die kulinarische Schwarmintelligenz endlich zu seiner final beliebtesten Darreichungsform verprollt hatte: ein Berg von Dosen-Ananas mit vereinzelten, vom längeren Aufenthalt in Einlegeplempe ausgeblichenen Krabben drin, das Ganze begraben unter einer Ketchup-Mayo-Mischung aus Eimern. Will ein heutiges Restaurant wenigstens ansatzweise ernst genommen werden, finden Sie aus gutem Grund keinen Krabbencocktail mehr auf seiner Karte und selbst im privaten Bereich dürfte er höchstens noch bei ironischen Retro-Partys gereicht werden.
Dessen ungeachtet ist eine ordentlich zubereitete Cocktailsauce eigentlich eine tolle Sache (dasselbe gilt auch für Krabbencocktail). Sie passt nicht nur zu Meeresfrüchten, sondern eignet sich für viele Arten kalten Fleisches, gekochten Schinken und allerlei Geflügel oder Fisch. Sie harmoniert mit tendenziell bitteren Blattsalaten und glänzt mit Gegrilltem oder als Burger-Topping.
Zutaten und Zubereitung
Ignorieren wir zunächst die Länder USA und Kanada, in denen Cocktailsauce im Wesentlichen aus Ketchup besteht. In der restlichen Welt bildet Sauce mayonnaise ihre Basis, während Ketchup nur als mehr oder minder ausgeprägtes Würzmittel eingesetzt wird. Hätte man Cocktailsauce fünfzig bis hundert Jahre früher in Frankreich erfunden, würde sie wohl als Ableitung der Mayonnaise gelten (wobei mir auf die Schnelle nichts Französisches einfällt, worin sich Ketchup findet, wahrscheinlich gilt er als dégoûtant).
Sofern Sie eine preisverdächtige Cocktailsauce anstreben, stellen Sie die Mayonnaise zwingend selbst her, der Unterschied zur Glasware ist nämlich frappant. Nur wenn Sie dazu gar keine Lust haben und auf Preise pfeifen, verwenden Sie eben in Gottes Namen Delikatess-Mayonnaise, alles unterhalb können Sie vergessen. Ketchup ist bekanntermaßen extrem süß, es empfiehlt sich insofern, ihm etwas Tomatenmark beizumengen, um die Tomatennoten ohne zusätzliche Süße zu verstärken. Noch ein paar Gewürze und Aromen hineingerührt, dann ist die Sauce auch schon fertig: Meerrettich, Saft von Zitrusfrüchten, Weinbrand (gerne Cognac), Cayennepfeffer, Salz, Pfeffer und so Sie mögen Currypulver.
- 100 g Mayonnaise (selbstgemacht oder Delikatess-Mayonnaise aus dem Glas)
- 40 g Ketchup
- 10 g Tomatenmark
- 1/2 EL geriebener Meerrettich
- 1/2 EL Weinbrand
- 1 EL Orangensaft
- 1 – 2 TL Zitronensaft
- 1 Msp. Cayennepfeffer (oder anderes Chilipulver)
- 1 Msp. Currypulver
- Salz, Pfeffer
Mayonnaise, Ketchup, Tomatenmark, Meerrettich, Weinbrand und Orangensaft zu einer glatten Sauce verrühren.
Mit Zitronensaft, Cayennepfeffer, Currypulver, Salz und Pfeffer abschmecken.
Cocktailsauce bei Raumtemperatur oder etwas kälter servieren.
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