Munster chaud
Wenn Sie im Elsass eine Bierstub oder ein nicht allzu prätentiöses Restaurant aufsuchen, ist die Chance recht hoch, dass Sie dort Munster chaud angeboten bekommen, wörtlich übersetzt also warmen Münster(käse). Munster zählt zu den bekanntesten elsässischen Spezialitäten, sein Name geht zurück aufs Vallée de Munster (Münstertal), das in den Vogesen liegt. Wenn der Käse als Munster oder Munster-Géromé firmiert, muss er aus dieser Region stammen, wird er in Deutschland produziert, läuft er unter Münsterkäse.
Munster ist ein Rotschmiere-Weichkäse und wie alle Vertreter dieser Klasse ein böser Stinker – siehe Limburger, Romadur etc. Schmecken tut er glücklicherweise nicht halb so aufdringlich: allemal kräftig zwar, aber ausgewogen mit einem Hauch von Süße. Als Munster chaud hat er einen ausgedehnten Aufenthalt im Backofen hinter sich, wo er gut und gleichmäßig schmilzt und mit ausreichend Zeit eine knusprige Kruste bildet. Auch im Backofen bleibt Munster unüberriechbar und überrascht beim Essen neuerlich durch äußerste Gefälligkeit, die auch vorsichtigeren Käse-Essern zusagen sollte.
In aller Regel wandert der Munster nicht alleine in den Ofen, sondern ergießt sich auf einer geeigneten Unterlage. In der Mehrzahl der Fälle besteht diese aus Kartoffeln, auch (Toast-)Brot oder ein Boden aus Teig eignen sich, etwa in Gestalt eines Flammkuchens. Greifen Sie am besten zu Munster fermier aus traditioneller Rohmilch-Produktion, der ausgeprägter und charaktervoller schmeckt als ebenfalls erhältliche pasteurisierte Qualitäten. Ausreichende Reife lässt schon der Geruch erkennen, der Laib ist dann cremig-weich und die Rotschmiere fängt an, sich partiell zu verflüssigen.
- 250 g Munster
- 500 g Kartoffeln, festkochend
- 1 mittelgroße Zwiebel
- 1 TL Kümmel
- Butter, Salz, Pfeffer
Ungeschälte Kartoffeln 20 – 25 Minuten knapp gar kochen, pellen und in 3 – 4 mm dicke Scheiben schneiden.
Während die Kartoffeln garen, Backofen auf 200 °C vorheizen.
Zwiebel schälen, in feine Würfel schneiden und in Butter bei kleiner Hitze goldgelb weichdünsten.
Auflaufform buttern, Kartoffelscheiben dachziegelartig einschichten, salzen und pfeffern.
Gedünstete Zwiebeln darüber geben, Munster in möglichst dünne Scheiben schneiden und die Kartoffeln damit bedecken, zum Schluss mit Kümmel bestreuen.
Etwa 30 Minuten backen, bis der Käse eine knusprige Kruste gebildet hat.
Kontext
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7 Kommentare
margot S. # 1 – 27.10.19, 13:12 Uhr
Das ist eines unserer absoluten Lieblings-Essen.
Danke fürs Rezept + Nordseegrüße,
Margot
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Ralf Schmid # 1.1 – 27.10.19, 20:23 Uhr
Vielen Dank, Margot, freut mich, dass es Ihnen schmeckt. Bestimmt freut sich auch der Munster, dass er es trotz seines umstrittenen Geruchs zum Lieblingsessen gebracht hat, zumal so hoch im Norden!
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margot S. # 1.2 – 06.11.19, 16:45 Uhr
Hallo Ralf, ich habe diesen Auflauf zum ersten mal in Straßburg gegessen, vor ca. 15 Jahren. In einer ganz kleinen Kneipe, ich glaube, da gab es nur 5 oder 6 Tische. Und es duftete ganz wunderbar nach diesem Käse. Seit dieser Zeit lieben wir den Munster.
Schöne Grüße aus dem Norden,
Margot
PS: in unserem Backofen steht im Moment wieder der Auflauf :-)
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Agnes # 2 – 02.09.21, 17:40 Uhr
Ich habe mir erlaubt das Rezept noch etwas zu verfeinern. Die Pellkartoffel habe ich mit 200ml Sahne & 200 ml Riesling übergossen, dann den Munster darüber geschichtet....lecker!
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Ralf Schmid # 2.1 – 03.09.21, 00:28 Uhr
Prima Idee, das kann ich mir mühelos vorstellen! Bei der Rezeptmenge wird das Ergebnis wohl »cremesauciger« ausgefallen sein als ohne die Flüssigzugaben und die Säure vom Wein sollte auch gut gepasst haben. Ich probiere das bei Gelegenheit glatt mal aus.
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Bernd Golling # 3 – 14.02.24, 14:08 Uhr
Meine Familie und ich wohnen nur wenige Kilometer von der Elsässischen Grenze und von Strasbourg entfernt. Der "Munster Chaud" ist ein wunderbares Gericht aus der Elsässischen Küche. Dort wird er oft mit den roten Kartoffeln, viel Münster-Käse, Zwiebeln und etwas Riesling-Sauerkraut (sollte Euer Rezept unbedingt verfeinern) zubereitet und serviert. Auch ein Schuss Sahne und/oder Riesling schadet dem Gericht nicht; ganz im Gegenteil. Was überhaupt nicht hineingehört - und schon gar nicht in der von Euch angegebenen Menge - ist Kümmel. Wir reden ja schließlich von einem Rezept aus dem Elsass und nicht aus Bayern oder Tschechien. :-)
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Ralf Schmid # 3.1 – 14.02.24, 15:11 Uhr
Danke für die Rückmeldung und die Variationsvorschläge, die durchweg ausprobierenswert sind. Der strikten Kümmel-Ablehnung samt Schmähung als nicht-elsäassisch möchte ich aber zwei Aspekte entgegensetzen: Erstens habe ich das Gericht im Elsass höchstpersönlich schon in verschiedenen Läden mit Kümmel auf den Tisch bekommen (zugegeben auch mal ohne), zweitens gibt es Munster alternativ bereits mit eingearbeitetem Kümmel zu kaufen, er firmiert dann als __Munster (au) cumin__ oder __Munster cumé__. Ganz so exotisch scheint der Kümmel im Elsass also nicht zu sein.
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