Curry

Indisches Linsencurry mit Tomaten
Curry von roten Linsen, ganz ohne Currypulver
Thai-Curry in Kokosmilch: Huhn, Pak Choi, Cocktailtomaten, Basilikum
Panang-Thai-Curry: Huhn, Pak-Choi, Minitomaten und Thai-Basilikum

Die Bezeichnung Curry ist im Grunde ein Witz, weil nur in seltenen Fällen klar ist, worüber wir eigentlich reden. In die Welt gesetzt wurde sie von britischen Kolonialherren in Indien – aller Wahrscheinlichkeit nach als Verballhornung des tamilischen Wortes kari, das ganz allgemein für Suppe oder Sauce steht. Der Wunsch, die erstaunlich schmackhaften, gewürztechnisch aber recht komplexen Gerichte indischer Küchen mit den eher genügsamen Resultaten britischen Durchschnittsgekoches kompatibel zu machen, führte im 18. Jahrhundert zur Erfindung des Currypulvers, einer Gewürzmischung, die zwar in Indien keiner benutzt, aber der restlichen Welt seither als typisch indisch gilt. »Curry« war für die Briten eine Art Sammelbezeichnung des ganzen unbestreitbar leckeren, doch leider nun mal kaum zu begreifenden Zeugs, das die Inder ihnen servierten, und das Pulver der Versuch, durch dessen simples Wo-hinein-auch-immer-Streuen genauso leckeres Zeug zu erhalten.

Damit nicht genug, gibt es auch noch einen Currybaum. Seine als Würzmittel benutzte Blätter haben das Pech, in verschiedenen indischen Sprachen mit Wörtern bezeichnet zu werden, in denen die Silbenkombination kari ebenfalls enthalten ist, was den naturgemäß nicht so detailfixierten Kolonisatoren offenbar alles eins war – wozu viele Wörter, wenn auch wenige reichen?

Wie auch immer: an dieser Stelle soll es weder um die Curryblätter noch ums Currypulver gehen, sondern um das ganze leckere und noch immer nicht leicht zu begreifende Zeug namens Curry.

Trotz des zweifelhaften Zustandekommens hat sich Curry als Bezeichnung für alle möglichen Gerichte nicht nur auf dem gesamten indischen Subkontinent, sondern auch in anderen fernöstlichen Ländern durchgesetzt. Die einzige fassbare Gemeinsamkeit besteht wohl darin, dass in irgendeiner Weise Sauce im Spiel ist.

  • Indische, bengalische, bhutanische, nepalesische, pakistanische und sri-lankische Currys können in der Summe aus praktisch allem bestehen, was verfügbar ist, aber selbstverständlich existieren auf dem riesigen Subkontinent viele Küchen mit extrem unterschiedlichen Eigenheiten. In der einen Region liebt man akzentuierte Schärfe, in der zweiten ausufernde Gewürzmischungen, hier wird mehr Fisch gegessen, dort ist eine Vorliebe für Linsen zu beobachten, während in manchen Gebieten überwiegend vegetarisch gekocht wird, sind andere dezidiert fleischlastig. Nicht umsonst gibt es dicke Folianten, die sich dem Variantenreichtum indischer und anderer subkontinentaler Currys hingeben.
  • In Thailand und Vietnam verhält es sich ein klein wenig einfacher: Wird die Speise in Kokosmilch gekocht, handelt es sich um Curry. In der Thai-Küche werden zum Würzen meist Currypasten verwendet, entweder frisch zubereitet oder als Konserve, während in Vietnam auch das berüchtigte Currypulver zum Einsatz gelangt.
  • Laksa in Malaysia und Singapur wird gelegentlich auch als Curry bezeichnet. Die würzige Suppe enthält unter anderem Kokosmilch sowie Kurkuma und ähnelt damit den Thai-Currys.
  • In Burma ist wiederum eine Paste aus Gewürzen und Zwiebeln der maßgebliche Indikator für das Vorhandensein eines Currys.
  • Extrem locker sehen es die Menschen in Indonesien: Wird ein Gericht von scharfer Sauce umhüllt, geht es ohne weitere Debatte als Curry durch.
  • Eine Art Rückführung des Wortes Curry in die Nähe seines Ursprungs trug sich im 19. Jahrhundert in Japan zu, nachdem das Land sich öffnete und in Kontakt zum Britischen Weltreich trat. Die Japaner machten aus Curry Karē, das heute zu den beliebtesten Alltagsgerichten in Japan zählt und im weitesten Sinne aus würzigen Saucen mit unterschiedlichen Ein- und Beilagen besteht.

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